Das Vorzeigeprojekt Solar-Tetraeder verliert in Freiburg an Rückhalt

Artikel aus der Badischen Zeitung vom 1.12.2022

Die Idee ist acht Jahre alt: Ein Solar-Tetraeder für den südlichen Stadteingang zur Green City Freiburg. Gebaut wurde er bislang nicht. Die Stadt gibt das Grundstück wieder frei und Solararchitekt Rolf Disch ist raus.

In der kommenden Gemeinderatssitzung soll die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme für das Gewerbegebiet Haid-Süd zeitlich verlängert werden, in der Vorlage für die Räte ist auch die Rede vom Grundstück für den Solar-Tetraeder. Das, heißt es dort, werde jetzt nicht mehr für das Projekt zurückgehalten, sondern für die allgemeine Vermarktung freigegeben.

"Wir hatten die Fläche zwischen 2014 und 2022 exklusiv dafür reserviert", sagt Baubürgermeister Martin Haag gegenüber der BZ. "In dieser Zeit ist das Projekt aber nicht nennenswert fortgeschritten." Jetzt komme die Fläche am Eingang zum Gewerbegebiet zu den anderen zum Kauf ausgeschriebenen Grundstücken im Gebiet. "Dann stehen die Projektentwickler eben in Konkurrenz zu anderen Bewerbern."

Gemeinderat änderte zweimal den Bebauungsplan


Im Jahr 2014 war das Projekt vorgestellt worden. Eine Pyramide mit dreieckiger Grundfläche sollte das Gebäude werden, mit acht Etagen und 48 Metern Höhe. Projektpartner waren Paul Heinrich Neuhorst, Geschäftsführer der Lichttechnik-Firma Te-Trade und Solararchitekt Rolf Disch, der für zahlreiche mit Solarenergie verknüpfte Bauprojekte in Freiburg verantwortlich ist. Auch die Stadt stand hinter der Vorzeige-Unternehmung, der Gemeinderat änderte extra zwei Mal den Bebauungsplan, damit der Tetraeder baurechtlich ins Gebiet passte, zuletzt im Jahr 2020. Die letzte Kostenrechnung für das Projekt lautete 24 Millionen Euro. Doch gebaut wurde nicht.

Er habe das Vorhaben sei keineswegs aufgegeben, sagt Te-Trade-Geschäftsführer Paul-Heinrich Neuhorst. "Wenn ich Investoren finde, geht es übermorgen los." Aktuell sei er im Gespräch mit der Fraunhofer Gesellschaft. Die ist in Freiburg auf Expansionskurs, in den kommenden Jahren soll Freiburg ein Institut für Wasserstoffforschung bekommen. Fraunhofer passte gut zum Solar-Tetraeder, sagt Neuhorst. "Die können ihren Strom hier selbst erzeugen".

Gespräche liefen aber ebenfalls mit der Industrie- und Handelskammer und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft FWTM, hier ginge es um das Projekt eines Handwerkerhauses, in dem entsprechende Betriebe unter einem Dach zusammen kommen könnten. Dass "sein" Grundstück nicht mehr reserviert sei, ficht Neuhorst nicht an – er habe eine Art Vorkaufsrecht. Die FWTM bestätigt zumindest: "Wir sind mit der Firma so verblieben, dass wir sie bei weiteren Interessenten für die Fläche rechtzeitig in Kenntnis setzen".

Und Projektpartner Rolf Disch? Der habe sich vom Projekt Solar-Tetraeder zuletzt etwas zurückgezogen, sagt Neuhorst. "Wenn wir anfangen könnten, wäre er aber sicher wieder dabei." Im Büro Disch allerdings heißt es, man sei endgültig raus. "Ein Projekt dieser Dimension braucht einige Jahre und ein Team von mehreren erfahrenen Mitarbeitern", sagt Pressesprecher Tobias Bube. "Das zog sich alles zu lange hin und war für uns nicht mehr planbar. Wir haben nicht vor, da wieder einzusteigen."

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