Freiburg soll ein neues Fraunhofer-Institut bekommen

Den gesamten Artikel finden Sie in der Badischen-Zeitung vom 05.08.2022

Viel Hoffnung ruht auf Wasserstoff als Energieträger. Die Abteilung für Wasserstofftechnologie aus dem Fraunhofer ISE in Freiburg soll jetzt eine selbstständige Forschungseinrichtung werden – das sechste Institut in der Stadt.

Die Fraunhofer-Gesellschaft plant in Freiburg die Gründung eines Instituts für Wasserstofftechnologie und nachhaltige Syntheseprodukte. Dazu soll ein Teil des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) ausgegliedert und selbständig werden. Der formale Beschluss zur Neugründung ist im Herbst vorgesehen. Es wäre das sechste Fraunhofer-Institut in Freiburg.

Baden-Württemberg will Vorreiter in Sachen Wasserstoff-Technologie werden

Das Land Baden-Württemberg setzt große Hoffnung in die Wasserstofftechnologie. So hat die Landesregierung im Dezember 2020 einen Fahrplan für eine "Wasserstoff-Roadmap" erarbeitet und darin die Schwerpunkte für die kommenden Jahre benannt. Auch im Koalitionsvertrag haben Grüne und CDU festgehalten, wie die wirtschaftsnahe Forschung im Land weiterentwickelt werden soll, um die Industrie im internationalen Wettbewerb zu stärken. Wasserstoff wird dabei als "entscheidende Zukunftstechnologie" bezeichnet.

Zu einem zentralen Baustein dieser Strategie gehört die nun beabsichtigte Gründung eines Fraunhofer-Instituts mit den Themenschwerpunkten Wasserstoff und nachhaltige synthetische Kraftstoffe. Wie die Fraunhofer-Gesellschaft in München auf Anfrage mitteilt, soll dazu auf die Erfahrungen des ISE zurückgegriffen werden. Dort arbeiten und forschen derzeit in einem Institutsteil rund 140 Mitarbeiter an Wasserstofftechnologien. Aus dieser Abteilung soll das neue Institut entstehen. Das ISE zählt insgesamt rund 1400 Beschäftigte. Fragen zum genauen Standort in Freiburg, zur Finanzierung und einem Zeitplan will die Fraunhofer-Gesellschaft noch nicht beantworten. Noch steht der formale Beschluss aus.

Das Land teilte auf eine kleine Anfrage der Freiburger Grünen-Abgeordneten Nadyne Saint-Cast im Landtag in der letzten Juliwoche mit, dass es das Vorhaben frühzeitig auf höchster Ebene unterstützt habe. Der Finanzzuschuss solle über den kommenden Doppelhaushalt geregelt werden.

Das Land drängt – und wartet wohl auf eine Entscheidung in Berlin


Die Landesregierung hat zudem angekündigt, wie in einem solchen Fall üblich, das Baugrundstück für das neue Institut zu stellen. Mit der frühzeitigen Ankündigung wollte die Landesregierung allerdings auch die Dringlichkeit des Vorhabens unterstreichen. Offenbar hängt die Entscheidung gerade in Berlin. So wollte das Wirtschaftsministerium der Grünen-Abgeordneten Saint-Cast auch nicht bestätigen, ob sich der Bund mit 40 Millionen Euro am Neubau beteiligt.

Das Wirtschaftsministerium sieht vor allem für die in Baden-Württemberg stark vertretenen kleinen und mittleren Unternehmen Hilfsbedarf. Sie seien im Hinblick auf technische und finanzielle Risiken gegenüber großen Unternehmen benachteiligt. Es gebe daher mehrere geförderte Vorhaben, die die Wettbewerbsfähigkeit steigern und zur Einhaltung der Nachhaltigkeitsziele beitragen sollen.

Wasserstoff gilt als vielseitiger und für die Energiewende unerlässlicher Energieträger. Als Gas kann er als ein alternativer Kraftstoff für Fahrzeuge, Schiffe und Flugzeuge eingesetzt werden, in Brennstoffzellen lässt sich daraus Strom und Wärme erzeugen, Wind- und Solarstrom können in Form von Wasserstoff zwischengespeichert werden.

Bislang wird der in der Industrie benötigte Wasserstoff jedoch hauptsächlich aus Erdgas oder Kohle gewonnen. Dabei entsteht das klimaschädliche CO2. Durch die Elektrolyse ist es aber möglich, auch emissionsfrei Wasserstoff zu erzeugen. Dabei wird Wasser mit Hilfe von Strom in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten. Der Nachteil ist der sehr hohe Energiebedarf.

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